WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Panorama
  3. Körperwelten: Totes Paar beim Sex zu sehen

Panorama Körperwelten

Totes Paar beim Sex zu sehen

Gunther von Hagens umstrittene Ausstellung „Körperwelten" kommt wieder nach Berlin. Schon vor acht Jahren waren die Plastiken von Toten in der Hauptstadt zu sehen. Nun provoziert der Plastinator schon wieder die Gemüter: mit zwei Toten in nicht jugendfreier Pose.Parteien und Kirchen sind empört.

Die nun beginnende Ausstellung „Körperwelten“ des umstrittenen Plastinators Gunther von Hagens sorgt für Empörung bei den Parteien. Die Kirchen, die an früheren „Körperwelten“-Ausstellungen heftige Kritik geübt hatten, wollten sich zur aktuellen Schau indes nicht äußern. Hagens zeigt im Postbahnhof am Ostbahnhof in Berlin in der Ausstellung „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ 200 anatomische Präparate von Toten.

Gunther von Hagens sagte, er wünsche sich, dass die Menschen durch die Schau ermutigt würden, „danach zu streben, jeden Tag gesund zu leben – ein Leben lang“. Der menschliche Körper sei nicht nur ein Geschenk Gottes, sondern auch das Ergebnis von Lebensführung, fügte der Arzt hinzu. Unter Verweis auf mögliches Aufsehen, das „Körperwelten“ in der Gesellschaft hervorrufe, betonte Hagens, es sei ihm wichtig, dass seine Arbeit nicht zensiert werde.

Die Plastination ist eine von Hagens entwickelte Konservierungsform menschlicher Körper. Die 200 in der aktuellen Schau gezeigten Exponate reichen von plastinierten Föten über Organe bis hin zu ganzen Körpern von Toten in bestimmten Posen. Zu sehen sind unter anderem ein Hochspringer, ein Saxophonspieler und ein Steuermann.

Der Besucher soll nach Hagens' Darstellung durch das Betrachten der plastinierten menschlichen Körper über Anatomie, Physiologie und Gesundheit informiert werden. Der Zyklus des menschlichen Lebens werde von der Zeugung bis zum Alterungsprozess dargestellt.

In einem separaten Raum ist erstmals innerhalb der Ausstellung ein präpariertes Paar beim Geschlechtsakt zu sehen. Diese Plastination sei in einem gesonderten Raum aufgestellt worden, da Besucher solche Darstellungen anstößig finden könnten, sagte Kuratorin Angelina Whalley. Besucher unter 16 Jahren sei der Zutritt nur gestattet, wenn ein Erziehungsberechtigter einwillige, fügte Hagens' Ehefrau hinzu.

Nach Ansicht der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Brigitte Lange, muss die Ausstellung „eigentlich eingestellt“ werden, da sie die Totenruhe verletze. „Man stellt keine Toten aus.“ Die Darstellung des Sexualakts sei „pervers“. Da fehlten einem die Worte.

Nach Auffassung des kulturpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Michael Braun, verstößt Hagens mit seiner Ausstellung gegen Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Die „Darstellung von Menschen in enthäuteter Situation“ sei würdelos.

Auch habe die Schau nichts mit Kunst oder Wissenschaft, wie Hagens behaupte, zu tun. „Ich finde diese Ausstellung geschmacklos und ekelhaft“, betonte Braun. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das Erzbistum Berlin wollten die Ausstellung „nicht kommentieren“.

Die Körperspender haben laut Hagens alle zu Lebzeiten schriftlich verfügt, dass ihre Leichname plastiniert und in Ausstellungen gezeigt werden dürfen. Die Ausstellung Körperwelten war bereits vor acht Jahren im Berliner Postbahnhof zu sehen. Nach Veranstalterangaben kamen damals mehr als 1,3 Millionen Besucher. Neu an der aktuellen Ausstellung ist das Thema „Zyklus des Lebens“. Weltweit haben den Angaben zufolge 26 Millionen Menschen von Hagens Körperwelten gesehen.

ddp/gam

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema