Preis für Pinkel-Polizistin Petra

27.1.2011, 12:41 Uhr
Preis für Pinkel-Polizistin Petra

© dpa

Marcel Walldorf (27) hat den Hype um seine Petra staunend erlebt. Sie ist Polizistin, eine reine Kunstfigur, und rührt den Betrachter auf ganz eigentümliche Weise. Zuletzt saß die uniformierte Silikon-Frau mit entblößtem Hinterteil in einer Ausstellung in der Dresdner Kunsthochschule, den Schlagstock in Reichweite. Petra «musste» mal, wie es im Volksmund heißt. Walldorf hat den sensiblen Moment festgehalten. Große Kunst kann die kleinen und intimen Momente im menschlichen Leben nicht aussparen.

Als immer mehr Medien darüber berichteten, bekam Walldorf eine Ahnung von den Mechanismen der Medienwelt. Schnell war ein Urteil über Petra gefällt. Selbst aus dem Ausland erhielt Walldorf E-Mails, manche mit Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie. Sachsens CDU - Innenminister Markus Ulbig zeigte sich «schockiert» und sah in der Skulptur eine Beleidigung der Polizistinnen und eine Verletzung der Menschenwürde.

«Kuhfladen in Waffelform»

«Die Reaktionen haben mich überrascht, manchmal auch belustigt», sagt Walldorf und stellt klar: «Ich bin kein Kunstprovokateur und finde Provokation als Stilmittel ziemlich blöd.» Petra sei leider auf das Skandalträchtige reduziert worden. «Der Kunstaspekt ging verloren.»

Der junge Mann aus dem hessischen Hanau, der erst in Offenbach studierte und dann an die Dresdner Kunsthochschule wechselte, bleibt
auf dem Boden der Tatsachen. «Ich mache figürliche und gegenständliche Arbeiten, sehr naturalistisch, nicht abstrakt.»

Auf Walldorfs Website wird das Spektrum angedeutet. Vier übereinanderliegende Tierfelle können als Hommage an die «Bremer Stadtmusikanten» gedeutet werden. Walldorf hat die Arbeit mehrdeutig «Das Ende vom Lied» genannt. Sein «Kuhfladen in Waffelform» löst beim Betrachter unweigerlich ein Lächeln aus. In Walldorfs erster Einzelausstellung in Leipzig wächst aus einem Pferdekopf eine Mohrrübe - ein Einhorn.

Mit Petra abgeschlossen

«Der Mensch, das Tier, das Soziale», beschreibt Walldorf seine Sujets. Das alles will er mit Witz, Ironie und doppeltem Boden präsentieren, nie bleibt es beim bloßen Gag. «Am Anfang soll ein Schmunzeln sein, aber hinter der reinen Bildidee steckt mehr.» Als «Kunstclown» tauge er jedenfalls nicht.

Mit Petra hat er abgeschlossen, auch wenn es Anfragen nach Fortsetzungen gab. Der Medien-Hype hat Walldorfs Bekanntheitsgrad jedenfalls schlagartig erhöht und ihm ganz neue Optionen für Ausstellungen verschafft. Jetzt, wo die Wogen sich geglättet haben,
will er «nach den Muscheln Ausschau halten und sich ein paar Perlen herauspicken». Nach der Leipziger Ausstellung wartet Berlin auf ihn.

 

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